Verfasst durch Bernd Fischer | Verkaufsleiter und Produktmanager Denkamilk
General, Kälber - 10 Februar 2022

Der erfolgreichen Färsenaufzucht wird nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Forschung immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Einer der wichtigsten Bestandteile der ist das Kolostrummanagement. Die Übertragung der passiven Immunität über das Kolostrum ist entscheidend für ein gesundes und leistungsfähiges Kalb.

IgG-Spiegel im Verhältnis zur Sterblichkeit

Bereits 1983 wurde die Grenze für einen erfolgreichen passiven Transfer auf 10 g IgG je Liter Serum festgelegt, die innerhalb von 7 Tagen nach der Geburt erreicht werden sollten. Dieser Grenzwert ist Standard geworden für die Messung
der Wirksamkeit des Kolostrummanagements auf dem Betrieb. Mehrere Studien haben gezeigt, dass dieser Grenzwert für die Vorhersage der Sterblichkeit von Kälbern geeignet ist. Kälber mit einem IgG-Spiegel unter 10 g/l haben ein höheres
Risiko, die erste Abkalbung nicht zu erreichen, als Kälber mit einem höheren IgG-Spiegel. In dem Artikel von Lombard et al. (2020) schlägt eine Gruppe von renommierten Kälberforschern und -spezialisten einen neuen Standard zur Bewertung des Kolostrum-Managements auf individueller Kälber- und Herdenebene vor. Basierend auf den Daten der NAHMS Dairy (2014) Calf Component wurden vier Kategorien festgelegt und statistisch belegt: ausgezeichnet ≥25,0 g/l gut 18,0-24,9 g/l, mittelmäßig 10,0-17,9 und schlecht <10,0 g/l IgG. Man stellte eine deutlich höhere Sterblichkeitsrate fest, wenn die Kälber als „schlecht“ gegenüber „mittelmäßig“ eingestuft wurden, aber auch bei „mittelmäßig“ gegenüber „gut“. Auch die Überlebensrate verbesserte sich mit steigenden IgG-Werten. Selbst zwischen den Kategorien gut und ausgezeichnet wurde eine deutlich niedrigere Überlebensraten festgestellt. Diese Analysen zeigen, dass die Verwendung eines Vier-Kategorien-Systems im Vergleich zu einem einzigen Grenzwert für die Bewertung des Kolostrummanagements und das Strebe nach Spitzenleistungen von großem Nutzen ist. Auf Herdenebene wurde als Standard vorgeschlagen, dass mehr als 40 % der Kälber in die Kategorie „ausgezeichnet“, 30 % in „gut“, 20 % in „mittelmäßig“ und nur weniger als 10 % in „schlecht“ fallen sollten.

Ist das Level „Ausgezeichnet“ schwer zu erreichen?

Dem Artikel zufolge ist das nicht allzu schwierig. Von den 2.360 Kälbern hatten 705 Kälber (30 %) eine IgG-Konzentration von über 25 g/l. Diese Kälber hatten gemeinsam, dass sie sehr schnell nach der Geburt (im Durchschnitt 70 g IgG pro Liter (entspricht BRIX-Wert 23) verfügen, könnte eine einzige Fütterung von 4 l oder 3 × 2 l bereits ausreichen, um Ihren Kälbern einen hervorragenden Start zu ermöglichen!

Kolostrum ist mehr als nur IgG!

Wir alle wissen, dass Kolostrum mehr ist als nur eine Quelle von IgG. Es enthält Proteine und Energie, aber noch
wichtiger ist, dass es mehrere bioaktive Komponenten wie Immunzellen, Wachstumshormone und Oligosaccharide enthält,
die das Immunsystem, den Verdauungstrakt und das Stoffwechselsystem des Kalbes in Gang bringen und entwickeln. Diese Nicht-IgGSubstanzen sind jedoch schwer zu messen. Daher könnte der IgG-Status (oder der Gesamtproteingehalt, wie beim Programmkalb) Ihrer Kälber eine gute Möglichkeit sein, mit der Messung und Bewertung der Wirksamkeit Ihres Kolostrummanagements zu beginnen.

Kolostrummanagement

Denkavit empfiehlt, Kolostrum von guter Qualität (BRIX von ≥22) zu füttern und die Kolostrumfütterung um 3 Tage zu verlängern, bevor auf MAT umgestellt wird. Untersuchungen zeigen, dass eine verlängerte (3 Tage) Kolostrum- oder Übergangsmilchfütterung die Darmreifung und -entwicklung bei neugeborenen Kälbern fördert (Pyo et al., 2020). Die Fütterung von Kolostrum oder Übergangsmilch über einen längeren kann daher für die Gesundheit des Kalbes von Vorteil sein, nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Immunitätsübertragung. Forschungsergebnisse deuten auch auf eine zusätzliche positive Wirkung der Fütterung von Kolostrum der Mutter hin, da die Immunzellen vom Muttertier auf das Neugeborene übertragen werden und so die Immunreaktionen verstärken und stimulieren (Godden, 2008). Wenn Sie kein hochwertiges (mütterliches) Kolostrum zur Verfügung haben, kann ein Kolostrumverstärker oder -ersatz auf der Basis von getrocknetem Rinderkolostrum (z. B. Vitalstart) eine Alternative sein.

Wenn Sie noch Fragen zu Ihrem Kolostrummanagement haben, können Sie sich gerne an uns wenden.

Quellenangaben:

Godden, S. (2008). Colostrum management for dairy calves. Veterinary Clinics of North America: Food Animal Practice, 24(1), 19-39.

Lombard, J., Urie, N., Garry, F., Godden, S., Quigley, J., Earley-wine, T., … & Smith, G. (2020). Consensus recommendations on calf-and herd-level passive immunity in dairy calves in the United States. Journal of Dairy Science.

Pyo, J., Hare, K., Pletts, S., Inabu, Y., Haines, D., Sugino, T., … & Steele, M. (2020). Feeding colostrum or a 1: 1 colostrum: milk mixture for 3 days postnatal increases small intestinal development and minimally in luences plasma glucagon-li-ke peptide-2 and serum insulin-like growth factor-1 concen-trations in Holstein bull calves. Journal of Dairy Science.