Verfasst durch Peter Görtz | Jungtierspezialist
Ferkel, General - 25 Oktober 2021

Bedeutung eines guten Überganges vom Prestarter auf das Absetzfutter

Die Absetzphase ist vielleicht die bedeutendste Phase im Leben eines Ferkels. Die Hauptnahrungsquelle – die Sauenmilch – ist nicht mehr verfügbar, das Ferkel muss sich allein vom Trockenfutter ernähren, und diese Umstellung geht mit Stress und verminderter Widerstandsfähigkeit einher. Es können Probleme auftreten, wie z. B. durch Streptokokken (S. suis) verursachte Hirnhautentzündungen oder durch E. coli verursachte Absetzdurchfälle und Ödeme. Ein guter Übergang vom Prestarter zum Absetzfutter ist wichtig, um eine reibungslose Absetzphase zu gewährleisten und Probleme zu vermeiden. In diesem Artikel erklären wir, welche Rolle die Fütterung spielen kann.

Forschung
In der Zeit um das Absetzen können verschiedene Faktoren zu Darmschäden führen; über die Rolle von z.B. E. coli nach dem Absetzen ist viel bekannt, aber der Hintergrund anderer Probleme ist weniger klar. Es gibt Hinweise darauf, dass der Erreger der Hirnhautentzündung – S. suis – bei jungen Ferkeln den Magen lebend passieren kann, aber die Umstände, unter denen dies geschehen kann, sind noch nicht bekannt. Bei frisch abgesetzten Ferkeln ist die Produktion von Magensäure noch nicht ausreichend entwickelt, was die Überlebenschancen von S. suis im Magen erhöht. Dieser Erreger kann also nicht nur indirekt über den Rachen, sondern auch über den Magen in den Darm gelangen. Wenn S. suis dort auftaucht, profitiert das Bakterium von Schäden, die möglicherweise bereits durch andere Ursachen entstanden sind.

Geringere Futteraufnahme
Zunächst einmal kommt es bei Ferkeln aufgrund des Stresses rund um das Absetzen häufig zu einer unregelmäßigen/verringerten Futteraufnahme. Dies ist eine häufige Ursache für die Probleme mit S. suis und E. coli. Darmzotten sind kleine fingerförmige Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die die Oberfläche der Darmwand vergrößern. Wenn die Futteraufnahme gering ist, nimmt die Länge der Zotten ab, was die Aufnahme von Nährstoffen verringert. Auch die Barrierefunktion des Darms gegen Infektionen wird geschwächt. Infolge der Futterumstellung nimmt die Vielfalt der im Darm vorhandenen Bakterienarten in den ersten drei Tagen nach dem Absetzen ab. Da vor allem der Anteil der nützlichen Darmbakterien reduziert ist, kann dies dazu führen, dass die Ferkel vermehrt pathogenen Bakterien ausgesetzt sind. Im Allgemeinen benötigt der Magen-Darm-Trakt nach dem Absetzen etwa 10 Tage, um sich zu erholen und anzupassen. Dies macht die Ferkel in den ersten 10 Tagen nach dem Absetzen besonders anfällig.

normaler Darm                          beschädigter Darm

Abbildung 1: Der Unterschied in der Länge der Zotten in einem normalen Darm im Vergleich zur Länge der Zotten in einem geschädigten Darm.

Verminderte Absorptionsfähigkeit
Wenn die Futteraufnahme sinkt und die Länge der Darmzotten abnimmt, nimmt auch die Produktion von Verdauungsenzymen ab. Die Nährstoffe werden dann weniger gut verdaut und absorbiert. Eine gestörte Verdauung kann zu einem Verlust der Widerstandsfähigkeit des Darms führen, wobei Nährstoffe aus dem Darm austreten und pathogene Bakterien (z.B. S. suis) die Gelegenheit nutzen, auf dem umgekehrten Weg in den Körper zu gelangen. Andere Bakterien, wie z.B. pathogene E. coli, wachsen hauptsächlich auf Eiweiß.

Wenn nach dem Absetzen zu viel Eiweiß angeboten wird oder das Eiweiß nur unzureichend verdaut und absorbiert werden kann, kann es unter anderem aufgrund der von E. coli produzierten Toxine zu Durchfall kommen. Bei einer hohen Zufuhr von Zucker oder schwer verdaulichem Eiweiß, kann ein Teil davon im Dünndarm nicht verdaut werden. Dieser gelangt dann in den Dickdarm, wo er fermentiert wird. Insbesondere die unerwünschte Eiweißfermentation kann dazu führen, dass der Dickdarm Feuchtigkeit verliert, anstatt sie zu speichern, was wiederum das Risiko von Durchfall erhöht. Um die Widerstandsfähigkeit des Darms zu erhöhen, haben sichere Absetzfutter daher einen relativ niedrigen Rohproteingehalt bei hoher Proteinverdaulichkeit.

links: normale Darmwand                            rechts: durchlässige und entzündete Darmwand

Abbildung 2: Unterschied zwischen einer normalen Darmwand und einer undichten und entzündeten Darmwand, in der Bakterien Platz zum Eindringen in den Darm haben.

„Was können wir bei der Ferkelfütterung optimieren, zum Beispiel die Auswahl der Rohstoffe und den Übergang vom Prestarter im Abferkelstall auf das Absetzfutter nach dem Absetzen?“

Geschmack
Der Geschmack ist ein wichtiges Instrument, um einen guten Übergang von Prestarter zum Absetzfutter zu gewährleisten. Eine hohe Schmackhaftigkeit des Prestarters und Absetzfutters ist wichtig, um die Futteraufnahme hoch zu halten. So kann z. B. in Erwägung gezogen werden, dem Absetzfutter in den ersten Tagen nach dem Absetzen einen Prestarter als „Top-Dressing“ beizufügen, um die Attraktivität des Absetzfutters zu erhöhen. Große Unterschiede in der Zusammensetzung der Rohstoffe zwischen Prestarter und Absetzfutter sind aus geschmacklichen Gründen zu vermeiden. Zucker im Futter hat eine geschmacksverstärkende Wirkung, kann aber auch abführend wirken. Aus diesem Grund ist in einigen Fällen der Zuckergehalt in Sicherheitsfuttermitteln nach dem Absetzen begrenzt.

Schrittweiser Übergang von Rohstoffen
Ferkel brauchen Zeit, um sich an neue Rohstoffe zu gewöhnen und den Verdauungsprozess im Darm entsprechend anzupassen. Daher ist es wichtig, dass sich die Rohstoffe im Absetzfutter und im Prestarter überschneiden, damit die Verdauung nach dem Absetzen reibungsloser verläuft. Ein wichtiges Beispiel ist der Übergang von Milcheiweiß zu pflanzlichem Eiweiß in der Zeit des Absetzens. Die Ferkel werden mit Milcheiweiß aus der Sauen- und Ferkelmilch versorgt, aber nach dem Absetzen wird das Eiweiß hauptsächlich aus pflanzlichen Quellen stammen. Es ist daher wichtig, dass die Ferkel bereits im Abferkelstall durch eine Beifütterung auf eine gute Eiweißverdauung vorbereitet werden. Dies erleichtert es den Ferkeln, die Eiweißquellen im späteren Absetzfutter effizient zu verarbeiten, und verringert das Risiko einer unerwünschten Eiweißgärung und Durchfall.

Fazit
Dies macht deutlich, dass für einen reibungslosen Absetzprozess die Wahl der Art des Prestarters und Absetzfutters sowie deren Abstimmung aufeinander maßgeschneiderte Lösungen mit mehreren Optionen erfordert. Die Grundvoraussetzung ist eine gute Futteraufnahme um den Absetzzeitpunkt herum, d. h. ein früher Start mit Prestarter und ein guter Übergang auf das Absetzfutter, beides mit einer auf Ihre Betriebssituation zugeschnittenen Zusammensetzung. Denkavit bietet hierfür maßgeschneiderte Lösungen und kann Ihnen Unterstützung bieten.